Kommentar |
In den Gesellschaften des europäischen Mittelalters begegnen Formen von Judenfeindschaft, die teilweise bis heute nachwirken. Ihr Aufkommen und ihre Entstehungsbedingungen werden im Proseminar in den Blick genommen. Allerdings waren die jüdisch-christlichen Beziehungen während des Mittelalters in sozialer, politischer, religiöser und wirtschaftlicher Hinsicht vielschichtig und erfuhren im Laufe der Jahrhunderte mitunter tiefgreifende Veränderungen. Hatte der Kirchenvater Augustinus (gest. 430) die Juden als Zeugen der christlichen Wahrheit begriffen und damit eine theologische Begründung für ihren Schutz geliefert, so waren gleichwohl antijüdische Stereotype und Vorurteile in mittelalterlichen Gesellschaften sehr verbreitet. Einen besonders nachhaltigen Einschnitt stellen die Pogrome gegen Juden im Vorfeld des Ersten Kreuzzugs im 11. Jahrhundert dar. Seit dem Hochmittelalter verbreiteten sich verstärkt Vorwürfe gegenüber Juden, etwa der Hostienschändung, des Ritualmords oder sogar der Verschwörung gegen die Christenheit, die zur Grundlage von Verfolgungen wurden. Das Seminar führt in die Ausprägungen und Motive von Judenfeindschaft im europäischen Mittelalter ein, die in verschiedenen Regionen begegnen und in unterschiedlichen Quellen fassbar werden. Zudem wird eine allgemeine Einführung in die Fragestellungen und Arbeitstechniken der mittelalterlichen Geschichte geboten. |
Literatur |
Johannes Heil, „Gottesfeinde“ – „Menschenfeinde“. Die Vorstellung von jüdischer Weltverschwörung (13. bis 16.Jahrhundert) (Antisemitismus. Geschichte und Strukturen 3.) Essen 2006; Jeremy Cohen (Hrsg.), From Witness to Witchcraft: Jews and Judaism in Medieval Christian Thought (Wolfenbütteler Mittelalter-Studien 11), Wiesbaden 1997; Ora Limor / Guy G. Stroumsa (Hrsg.), Contra Iudaeos: Ancient and Medieval Polemics Between Christians and Jews (Texts and Studies in Medieval and Early Modern Judaism 10), Tübingen 1996; Amos Funkenstein (1993), Changes in Christian Anti-Jewish Polemics in the Twelfth Century, in: Ders., Perceptions of Jewish History, Berkeley, S. 172-201. |
Bemerkung |
Die Anmeldephase zum Wintersemester 2021/22 zu den Pro-, Haupt- und Masterseminaren des Seminars für Alte Geschichte und des Historischen Seminars findet elektronisch statt.
Informationen zum Wahlverfahren für Erstsemester werden in der Orientierungswoche durch die Fachstudienberater*in Dr. E. Baumkamp/Dr. T. Tippach (11.10-13.10.21) bekannt gegeben. Eine Wahl der Lehrveranstaltungen kann erst nach dem Besuch der obligatorischen Einführungsveranstaltung erfolgen. Achten Sie bitte auf die Bekanntgabe auf den Homepages und checken regelmäßig Ihre Uni-Mails! |