Kommentar |
Die Überzeugung, dass Menschen ein wahrheitsfähiges Bewusstsein besitzen und aus Freiheit handeln, ist tiefreichend in Verdacht geraten, eine undurchschaute Illusion zu sein. Gestützt auf Thesen aus den Neurowissenschaften trachten Strategien der Naturalisierung danach, alles Mentale in physikalische und informationstheoretische Prozesse aufzulösen. Genauerem Zusehen aber fällt bald auf, dass diese Ansätze dort, wo sie philosophische Ansprüche auf die Erklärung des Ganzen der Realität erheben, selbstwidersprüchlich oder zirkulär werden – d.h. das immer nochmals voraussetzen, was sie wegzuerklären behaupten. Gleichwohl bleibt die Herausforderung einer philosophischen Aufklärung des Zusammenhangs von Gehirn und Geist. Wird diese Klärung radikal genug vorangetrieben, weitet sich die Thematik in die klassischen Themenfelder Leib und Seele, Natur und Geschichte, Subjekt und Person. Hinzu kommt abschließend auch die Frage, ob und inwiefern diese Perspektiven in einen einheitlichen Zusammenhang einbegriffen gedacht werden können.
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Literatur |
Lesehinweis:
Freeman Anthony et al. (Eds.): conscoiusness and ist place in nature. Does Physicalism entail panpsychism? Exeter – Charlottesville 2006.
Müller, Klaus: Glauben – Fragen – Denken. Bd. 1: Basisthemen in der Begegnung von Philosophie und Theologie. Münster 2006. Kap. 7.
Ders.: Der naturalisierte Mensch. Über den gebotenen Respekt vor Diskursgrenzen. In: Herder Korrespondenz Spezial: Getrennte Welten? Der Glaube und die Naturwissenschaften. Freiburg i. Br. 2008. 9-13.
Ders.: Glauben – Fragen – Denken. Bd. 3: Selbstbeziehung und Gottesfrage. Münster 2009. Teil A.
Ders.: Gott – größer als der Monotheismus? Kosmologie, Neurologie und Atheismus als Anamnesen einer verdrängten Denkform. In: Meier-Hamidi, Frank – Müller, Klaus (Hgg.): Alles und persönlich zugleich? Theorien der All-Einheit und christliche Gottrede. Regensburg 2010. 9-46. |