Kommentar |
Unrechtserfahrungen können erst als solche skandalisiert werden, wenn wir über die hermeneutischen Mittel verfügen, sie zur Sprache zu bringen. Soziale Bewegungen mussten lange Zeit dafür kämpfen, dass sexuelle Übergriffe und rassistische Demütigungen als solche öffentlich artikulierbar wurden und dabei auf gesellschaftliche Resonanz stießen. So existiert beispielsweise der Tatbestand der „Vergewaltigung in der Ehe“ in Deutschland erst seit 1997. Die Debatte um epistemische Ungerechtigkeit im angelsächsischen Raum verhandelt Machtasymmetrien und Dominanzbeziehungen auf der Ebene der Repräsentation und des Diskurses und bemüht sich um deren gerechtigkeitstheoretische Verortung. In dem Seminar diskutieren wir zentrale Texte aus dieser Debatte. Gegen Ende des Seminars beziehen wir die Theorien gegenwartsanalytisch auf politische umkämpfte Felder wie beispielsweise der Queer-Bewegung und der Disability Studies, um dabei den theoretischen und diagnostischen Mehrwert des Vokabulars epistemischer Ungerechtigkeit zu überprüfen und kritisch zu diskutieren. Die Bereitschaft zur Lektüre englischer Texte als Vorbereitung für die Seminarsitzungen wird vorausgesetzt. |