Kommentar |
Die Vorkriegsjahre empfanden Zeitgenossinnen und -genossen als goldene Zeit, geprägt von technischem und wirtschaftlichem Fortschritt sowie von internationalen Verflechtungen, die wir heute “Globalisierung” nennen. Daß im August 1914 ein Weltkrieg bald alle Kontinente erfaßte, war damals unvorstellbar. Doch was den einen als goldene Zeit der Aufbrüche und Chancen erschien, etwa für die Frauenemanzipation und für technische Innovationen, dräute anderen als Fin de Siècle, als Zeit krisenhafter Unruhe, beschleunigter Umbrüche und wachsender Spannungen zwischen sozialen Klassen und Generationen. Die Spannung zwischen (Kultur)pessimismus und Optimismus, Technikfeindlichkeit und Fortschrittsgläubigkeit, Militarismus und Pazifismus, erfolgreichem Hochimperialismus und beängstigendem Wettrüsten, entgrenzten Umgangsformen und diskriminierendem Rassismus bildet den Gegenstand dieser Vorlesung. Sie beschränkt sich nicht auf Europa, sondern bezieht die Entwicklungen in den USA und Asien ein. |
Literatur |
Literatur: Emily S. Rosenberg (Hg.), Geschichte der Welt. 1870-1945: Weltmärkte und Weltkriege, München 2012; Philipp Blom, Der taumelnde Kontinent. Europa 1900-1914, München 2009; Volker Drehsen u. Walter Sparn (Hg.), Vom Weltbildwandel zur Weltanschauungsanalyse. Krisenwahrnehmung und Krisenbewältigung um 1900, Berlin 1996; Michael Graetz u. Aram Mattioli (Hg.), Krisenwahrnehmung im Fin de siècle. Jüdische und katholische Bildungseliten in Deutschland und der Schweiz, Zürich 1997; Joachim Radkau, Das Zeitalter der Nervosität, München 1998. |