Kommentar |
Als "sozialistische Bruderstaaten" des sog. Ostblocks sollte die DDR und die Volksrepublik Polen idealerweise eine partnerschaftliche, harmonische Beziehung verbinden. Tatsächlich gestaltete sich das Verhältnis zwischen den beiden Staaten aber durchaus spannungsvoll und dynamisch. Zwar teilten sie mit ihrer Bündniszugehörigkeit ihre ideologischen Grundlagen und wiesen Ähnlichkeiten in ihren politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ansprüchen und Strukturen auf. Gleichzeitig führten z. B. die belastete Vergangenheit und unterschiedliche Umsetzungen blockübergreifender Prämissen immer wieder zu Konflikten. Handelte es sich also - wie der Bürgerrechtler Ludwig Mehlhorn konstatiert - um eine "zwangsverordnete Freundschaft"? Diese Frage greifen wir im Proseminar auf und untersuchen die DDR und die Volksrepublik Polen aus verflechtungsgeschichtlicher Perspektive. Verschiedene Quellen und methodische Zugänge dienen zum einen dazu, ostdeutsch-polnische Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten. Zum anderen analysieren wir wechselseitige Transferprozesse und Einflussnahmen, gegenseitige Wahrnehmungen und Konfliktpotentiale. Neben Entwicklungen auf staatlicher Ebene stehen dabei auch nichtstaatliche Austausch- und Abgrenzungszusammenhänge (und damit kirchliche Initiativen, gesellschaftliche Organisationen, wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Akteure) im Fokus. An diesem historischen Beispiel werden in der Veranstaltung - wie für ein Proseminar üblich - die methodischen und theoretischen Grundlagen und wichtigsten Hilfsmittel der geschichtswissenschaftlichen Erforschung der Neueren und Neuesten Geschichte vermittelt und praktisch eingeübt.
Die Veranstaltung findet digital statt und wir als Kombination aus synchronen und asynchronen Elementen durchgeführt. Dabei steht die Teilnahme an der Veranstaltung auf keinen Fall der Teilnahme an anderen Präsenzveranstaltungen im Weg. Anfahrtswege etc. werden bei der Zeitplanung berücksichtigt. |
Literatur |
Werner, Michael/Zimmermann, Bénédicte: Vergleich, Transfer, Verflechtung. Der Ansatz der Histoire croisée und die Herausforderung des Transnationalen, in: Geschichte und Gesellschaft 28.4 (2002), S. 607-636; Borodziej, Wlodzimierz: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert, München 2010; Hoffmann, Dierk: Von Ulbricht zu Honecker. Die Geschichte der DDR 1949-1989, Berlin 2013; Kerski, Basil: Zwangsverordnete Freundschaft? Die Beziehungen zwischen der DDR und Polen. Versuch einer Bilanz, in: ders.: Die Dynamik der Annäherung in den deutsch-polnischen Beziehungen. Gegenwart und Geschichte einer Nachbarschaft, Düsseldorf 2011, S. 142-156; Mehlhorn, Ludwig: Zwangsverordnete Freundschaft? Die Entwicklung der Beziehungen zwischen der DDR und Polen 1949-1990, in: Eberwein, Wolf-Dieter/Kerski, Basil (Hgg.): Die deutsche-polnischen Beziehungen 1949-2000. Eine Werte- und Interessensgemeinschaft?, Opladen 2001, S. 61-73. |
Bemerkung |
Die Anmeldephase zum Wintersemester 2021/22 zu den Pro-, Haupt- und Masterseminaren des Seminars für Alte Geschichte und des Historischen Seminars findet elektronisch statt.
Informationen zum Wahlverfahren für Erstsemester werden in der Orientierungswoche durch die Fachstudienberater*in Dr. E. Baumkamp/Dr. T. Tippach (11.10-13.10.21) bekannt gegeben. Eine Wahl der Lehrveranstaltungen kann erst nach dem Besuch der obligatorischen Einführungsveranstaltung erfolgen. Achten Sie bitte auf die Bekanntgabe auf den Homepages und checken regelmäßig Ihre Uni-Mails! |