Kommentar |
Die traditionelle Sprachbetrachtung erfolgt losgelöst von konkreten Handlungszusammenhängen, in denen Sprache als Kommunikationsmittel „verwendet” wird. Erst im Rahmen der sog. Pragmatischen Wende in den 1970er Jahren werden soziales Handeln, soziale Akteure und die soziale Situation als zentrale Parameter linguistischer Beschreibung entdeckt. Der Handlungsbezug gilt seither als ein wichtiger Fluchtpunkt der Analyse und bildet eine der zentralen Grundannahmen der Interaktionalen Linguistik (IL). Ferner zeichnet diese sich dadurch aus, dass sie (1) Sprache als „Nebenprodukt” (Epiphänomen) sozialer Interaktion versteht, daher (2) das spontane und interaktive Handeln in Alltagssituation als ihren primären Gegenstandsbereich begreift und (3) sprachliche Strukturen (in Bezug auf Form und Funktion) ausgehend von Mechanismen der Interaktionskonstitution beschreibt und erklärt. Die Vorlesung führt zunächst in Prinzipien der Konstitution sprachlicher Interaktion ein und gibt einen Überblick möglicher Forschungsgegenstände, um dann an ausgewählten Phänomenen exemplarisch aufzuzeigen, wie soziales Handeln im zwischenmenschlichen Austausch durch Sprache geprägt wird und wie das interaktive Handeln sprachliche Strukturen prägt. Auf diese Weise vermittelt die Vorlesung vertiefende Inhalte mit Blick auf Erkenntnisinteresse und (aktuelle) Forschungsarbeiten aus der IL und gibt zugleich Einblicke in angewandte empirischen Methoden. |