Kommentar |
Wer galt im Mittelalter als Arm? Das Armutsverständnis im Lauf der Zeit zwischen 800 und 1500 zusammen mit den sozialen und wirtschaftlichen Umwälzungen gravierende Veränderungen. Während um 1000 als arm galt, der keine Freiheit und keine Macht besaß, befeuerte die spätere Monetarisierung der Wirtschaft eine Definition der Armut nach wirtschaftlichen Verhältnissen. Die freiwillige Armut der Mönche und Religiosen folgt ebenfalls den wirtschaftlichen Änderungen: Während die Benediktiner seit dem Frühmittelalter auf individuellem Besitzverzicht pochten, jedoch ein umfangreiches Grundbesitz für das Kloster vorsahen, wollten die Franziskaner ab ca. 1215 sogar auf kollektiven Besitz verzichten, was nur möglich war, weil die Städte genug tägliche Spenden und Arbeitsmöglichkeiten boten, um ohne Besitz zu überleben. Die Verbreitung der Lohnarbeit verschob ebenfalls die moralischen Kategorien im Umgang mit den Armen: Ab dem Spätmittelalter sollten die arbeitsfähigen Armen Arbeit suchen, anstatt zu betteln. Im Proseminar werden diese komplexen und hochspannenden Wechselwirkungen zwischen Moral und Wirtschaftsstrukturen unter die Lupe genommen. |
Literatur |
Michel Mollat: Die Armen im Mittelalter, München 1984, ND 1987.
Lester Knox Little: Religious Poverty and the Profit Economy in Medieval Europe, 2. Aufl., London 1983. |
Bemerkung |
Die erste Woche fällt wegen des Wahlverfahrens aus! Erster Termin für die Veranstaltung ist der 20.10.2022.
Informationen zum Wahlverfahren für Erstsemester werden in der Orientierungswoche durch die Fachstudienberater:in Dr. E. Baumkamp/Dr. T. Tippach (10.10-12.10.22) bekannt gegeben. Eine Wahl der Lehrveranstaltungen kann erst nach dem Besuch der obligatorischen Einführungsveranstaltung erfolgen. Achten Sie bitte auf die Bekanntgabe auf den Homepages und checken regelmäßig Ihre Uni-Mails!
Hochschulwechsler melden sich bitte bei Dr. Eva Baumkamp oder Dr. Thomas Tippach für die Seminarplatzvergabe. |