In früheren Jahrzehnten galt gerade die klassische Diplomatiegeschichte lange als besonders innovationsresistentes Reservat konzeptuell eher anspruchsloser ereignisgeschichtlicher Geschichtsschreibung, die um das strategische Geschick „Großer Männer“ kreiste oder sich in oft ermüdenden Rekapitulationen von Verhandlungen erging. Inzwischen hat sich dieses Bild jedoch grundlegend gewandelt. Die Geschichte frühneuzeitlicher Außenbeziehungen hat nicht nur politikwissenschaftliche Anregungen aufgenommen, sondern sich zu einem dynamischen sozial- und kulturhistorischen Feld entwickelt. Betrachtete man lange Zeit Außenbeziehungen selbstverständlich als Beziehungen abgeschlossener Staaten in einem europäischen „Staatensystem“, werden nun stärker die historischen Voraussetzungen dieser Systembildung diskutiert, das politische Eigengewicht persönlicher Beziehungen von Diplomaten und anderer Akteure berücksichtigt sowie die sprachliche und symbolische Dimension von Praktiken wie dem diplomatischen Zeremoniell oder der Verhandlung analysiert. Ebenso wird frühneuzeitliche Diplomatie mittlerweile auch als interkulturelle Praxis unter Beteiligung außereuropäischer Akteure untersucht. In diesem Zusammenhang wird auch die Bedeutung von Fremdwahrnehmungen in diesem Kontext diskutiert.
Die Übung soll anhand aktueller Forschungsliteratur einen Überblick über das neu sortierte Themenfeld frühneuzeitlicher Außenbeziehungen vermitteln.
Voraussetzungen für eine erfolgreiche Teilnahme ist die Bereitschaft zur sorgfältigen Vorbereitung der einzelnen Sitzungen durch regelmäßige Textlektüre und die Übernahme einer Präsentation. Für den Erwerb von drei oder Leistungspunkten beachten Sie bitte die Regelungen ihrer jeweiligen Studienordnung.
Ein Reader mit zu lesenden Texten wird auf Learnweb zur Verfügung gestellt.
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