Kommentar |
Ambiguitäten (Mehrdeutigkeiten) können auf lexikalischer (Bank, tragen), morphologischer (gehen), syntaktischer (Der Junge sieht das Mädchen mit dem Fernrohr) und pragmatischer Ebene (Kannst du mir das Salz reichen?) auftreten. Sie kommen im täglichen sprachlichen Austausch häufig vor, da sie zu einer effizienten Kommunikation zwischen SprecherIn und HöhrerIn beitragen. Das Verstehen von Sätzen wie "Da drüben ist eine Bank" oder "Die Frau trägt ein Kleid" bereitet uns so gut wie keine Schwierigkeiten. Jedoch ist das Nutzen und Verstehen ambiger Wörter und Strukturen imit einigen Voraussetzungen verbunden: So benötigen HöherIn und SprecherIn ein gut ausgebautes Lexikon und eine schnellen Zugriff darauf. Außerdem müssen HörerInnen in der Lage sein, abhängig vom Kontext erwünschte Bedeutungen zu aktivieren (z. B. Bank als Sitzgelegenheit) und unerwünschte Bedeutungen zu unterdrücken (z. B. Bank als Geldinstitut). SprecherInnen müssen auf der anderen Seite ausreichend Informationen anbieten (z. B. Prosodie), damit HöherInnen die Äußerungen korrekt interpretieren können.
In diesem Seminar werden wir Ambiguitäten aus linguistischer und psycholinguistischer Perspektive beleuchten. Während es im ersten Teil des Seminars um prototypische Beispiele geht, die hauptsächlich der flektierbaren Wortarten Nomen und Verben angehören (z. B. Bank, tragen), soll es im zweiten Teil um eine Wortart gehen, die per Definition ambig ist, nämlich die der Modalpartikeln (z. B. denn, doch, eben, halt, schon). |