Die Planung, Durchführung und Reflexion von Gedenkstättenfahrten und Besuchen historischer Lernorte gehören zu den zentralen Aufgabenbereichen von Geschichtslehrpersonen. Gleichwohl sind Ansätze einer Gedenkstättendidaktik bislang rar, und Geschichtsstudierende verfügen zumeist nur über Besuchserfahrungen aus der eigenen Schulzeit. Anliegen des Hauptseminars ist es daher, die Funktion von Gedenkstätten als geschichtskulturelle Institutionen und historische Lernorte zu systematisieren sowie zentrale Kompetenzen für die Planung, Durchführung und Nachbereitung von Gedenkstättenfahrten zu vermitteln.
Einen besonderen Schwerpunkt des Seminars liegt auf dem fächerverbindenden historischen Lernen. Ein entsprechender Blick auf Gedenkstätten ist zum einen im Hinblick auf die Schulpraxis sinnvoll, weil Geschichte an vielen Schulformen in sog. Verbundfächern unterrichtet wird. In NRW ist hier das Fach Gesellschaftslehre zu nennen, in dem Unterrichtsgegenstände aus historischer, politischer, ökonomischer und geographischer Perspektiven zu thematisieren sind. Zum anderen bieten Gedenkstätten selbst vermehrt Angebote an, die sich nicht ausschließlich aus historischer Perspektive mit dem jeweiligen Ort und den dort vermittelten Inhalten befassen. So ergänzen beispielsweise sprach- und literaturdidaktische Workshops zunehmend das gedenkstättenpädagogische Repertoire.
Das Hauptseminar ist dreigeteilt. Im ersten Teil erfolgt die Erarbeitung theoretischer Grundlagen, die mit Blick auf diejenigen Lernorte konkretisiert und diskutiert werden, die im Zuge der viertägigen Exkursion zu besuchen sind. Die viertägige Exkursion nach Berlin, die gemeinsam mit Studierenden der Universität Jena durchgeführt wird, bietet dann die Gelegenheit, die Ausstellungen und Bildungsangebote der Gedenkstätten Berliner Mauer, der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde, East Side Gallery sowie der Stasiunterlagenbehörde kennenzulernen, zu analysieren und mit Expert:innen vor Ort zu diskutieren. Im dritten Teil stehen die Reflexion der Exkursionserfahrungen sowie die Erarbeitung von Konzepten zur Vor- und Nachbereitung von Gedenkstättenbesuchen im Fokus.
Organisatorische Hinweise
Die Auftaktsitzung findet am Montag, den 03. April 2023, von 10-12 Uhr statt. Die Berlin-Exkursion ist für den 01.-04. Juni 2023 geplant. Die Teilnahme an der Exkursion ist verbindlich. Die Zahl der Teilnehmer:innen an Seminar und Exkursion ist auf 15 Personen begrenzt.
Die Veranstaltung ist ein von der Stiftung Aufarbeitung gefördertes Kooperationsprojekt zwischen der Villa ten Hompel, Berliner Erinnerungs- und Gedenkstätten zur deutsch-deutschen Geschichte sowie der Universität Jena. Mit dem Seminarangebot sollen neue Wege der Lehrerbildung zur Förderung von Gedenkstättenkompetenz beschritten und gemeinsam mit Studierenden diskutiert und entwickelt werden. |