Kommentar |
Wohl „kaum etwas charakterisiert eine Gesellschaft anschaulicher als das, was sie als abweichendes Verhalten definiert“ (Gerd Schwerhoff). Aus diesem Grund fragt das Proseminar aus einer dezidiert sozialgeschichtlichen Perspektive, welche Taten in den mittelalterlichen Jahrhunderten als „Verbrechen“ (Diebstahl, Mord, Totschlag, Sexual- bzw. Sittenvergehen etc.) definiert und unter welche Strafen (Bußen, Geld-, Kerker-, Schand- und Körperstrafen, Hinrichtungen etc.) diese gestellt wurden. Ebenso werden Wege der Rechtsfindung (Gottesurteile, Akkusations- vs. Inquisitionsverfahren etc.) sowie nicht zuletzt die rituelle Inszenierung von Urteilsverkündung und -vollstreckung thematisiert. Dabei findet eine Vielzahl von Quellentypen aus den mittelalterlichen Teilepochen, von den frühmittelalterlichen leges und Bußbüchern über die hochmittelalterlichen Rechtsbücher bis hin zu chronikalischen Erzählungen und Gerichtsprotokollen aus dem späten Mittelalter, Berücksichtigung.
Vor dem Hintergrund dieser Thematik gibt der propädeutische Teil des Proseminars einen Einblick in die Arbeitsweisen, Hilfsmittel und Methoden des Fachs Mittelalterliche Geschichte. Als Leistungsnachweise sind neben regelmäßiger und aktiver Teilnahme die Übernahme eines Kurzreferats, eine Abschlussklausur und eine Hausarbeit erforderlich. Anwesenheit in der ersten Sitzung ist zwingend erforderlich; Abwesenheit kann nur durch ein ärztliches Attest oder eine Praktikumsbescheinigung entschuldigt werden und ist vor Seminarbeginn mitzuteilen. |
Literatur |
Andreas Blauert, Gerd Schwerhoff (Hg.), Kriminalitätsgeschichte. Beiträge zur Sozial- und Kulturgeschichte der Vormoderne, Konstanz 2000; Ernst Schubert, Räuber, Henker, arme Sünder. Verbrechen und Strafe im Mittelalter, Darmstadt 2007; Peter Schuster, Eine Stadt vor Gericht. Recht und Alltag im spätmittelalterlichen Konstanz, Paderborn u.a. 2000; Gerd Schwerhoff, Historische Kriminalitätsforschung (Historische Einführungen 9), Frankfurt, New York 2011; Hans-Werner Goetz, Proseminar Geschichte: Mittelalter, Stuttgart 42014; Martina Hartmann, Mittelalterliche Geschichte studieren, Konstanz 42017. |
Bemerkung |
Die Anmeldephase zum Sommersemester zu den Pro-, Haupt- und Masterseminaren sowie den Übungen findet elektronisch statt. Die Teilnahme wird durch ein auf Wahlgängen beruhendes Verteilverfahren geregelt. Es gibt nur einen Wahlgang am Ende des Wintersemesters.
Der Wahlgang erfolgt in HISLSF vom 16.1.2023 bis zum 31.1.2023 12 Uhr. Es müssen stets drei Wünsche aus einer Epoche angegeben werden. Nach Ende des Anmeldephase werden die Ergebnisse Anfang Februar veröffentlicht. Eine Bestätigung der Annahme des Seminarplatzes ist dann bis zum 28.2.2023 nötig.
Hochschulwechsler melden sich bitte bei Dr. Eva Baumkamp oder Dr. Thomas Tippach für die Seminarplatzvergabe.
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