Kommentar |
Imperien versuchen die Welt zu ordnen. Bei den europäischen Kolonialreichen im langen 19. Jahrhundert bedeutete dies nicht nur, Gebiete unter ihren Einfluss zu bringen, Menschen militärisch zu unterwerfen, Grenzen um Territorien zu ziehen, Handel zu erzwingen und Ressourcen auszubeuten. Zu dem Projekt der kolonialen Durchdringung und Ordnung der Welt gehörte an zentraler Stelle auch die Generierung von Wissen über außereuropäische Räume und ihre Bewohner. Durch Geographie, Kartographie, Ethnologie, Linguistik, Botanik, Biologie, Medizin und weitere Disziplinen sowie Wissensformen versuchten Europäer:innen, die außereuropäische Welt zu verstehen, systematisch zu ordnen und somit letztendlich beherrschbar zu machen. Daher war die koloniale Wissensproduktion auch kein Projekt unschuldiger Neugier: Durch die dabei hervorgebrachten Wissensbestände grenzten imperiale Akteure das „zivilisierte“ Selbst von „unzivilisierten“ Anderen ab, legitimierten dadurch koloniale Ungleichheitsverhältnisse und marginalisierten zuvor existierende indigene Wissensformen und -ordnungen. Dabei transformierten sich die imperialen Gesellschaften selbst. Die Begegnung mit dem „Anderen“ veränderte, was es hieß, Brite, Franzose, Europäer oder weiß zu sein.
Die Übung soll den Studierenden einen systematischen Einblick in den Zusammenhang von Wissen, imperialer Herrschaft und Identität und Alterität im langen 19. Jahrhundert sowie den aktuellen Forschungsdebatten und methodischen Zugriffen hierzu geben. Hierfür erhalten sie zunächst eine Einführung in die Grundlagen der Wissensgeschichte, der New Imperial History und des Zusammenhangs von imperialer Herrschaft und Wissensproduktion. Anschließend werden in der Übung unterschiedliche Formen imperialen Wissens und ihr Zusammenhang mit kolonialer Herrschaft und Ungleichheitsverhältnissen historisiert. Abschließend fragt die Übung nach dem Erbe imperialen Wissens in unserer Gegenwart und was es heißt, Wissen und die Institutionen, die es produzieren, zu dekolonisieren. |
Bemerkung |
Die Anmeldephase zum Sommersemester zu den Pro-, Haupt- und Masterseminaren sowie den Übungen findet elektronisch statt. Die Teilnahme wird durch ein auf Wahlgängen beruhendes Verteilverfahren geregelt. Es gibt nur einen Wahlgang am Ende des Wintersemesters.
Der Wahlgang erfolgt in HISLSF vom 16.1.2023 bis zum 31.1.2023 12 Uhr. Es müssen stets drei Wünsche aus einer Epoche angegeben werden. Nach Ende des Anmeldephase werden die Ergebnisse Anfang Februar veröffentlicht. Eine Bestätigung der Annahme des Seminarplatzes ist dann bis zum 28.2.2023 nötig.
Hochschulwechsler melden sich bitte bei Dr. Eva Baumkamp oder Dr. Thomas Tippach für die Seminarplatzvergabe.
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