Kommentar |
Seit der Antike gilt das Judentum als eine Religion, deren Angehörige besonders mobil gewesen sein sollen, weil sie in der Diaspora (Zerstreuung) lebten, Gemeinden in vielen unterschiedlichen Regionen begründeten, als Kaufleute und Händler aktiv waren, aber häufig auch zu Opfern von Ausgrenzung und Verfolgung wurden, was Migrationsprozesse auslöste. Auch wenn die Wahrnehmung von Juden als besonders mobil eher eine Fremdzuschreibung sein dürfte, die auf zumindest einseitiger Wahrnehmung beruht, ist nicht zu leugnen, dass Angehörige des Volkes Israel seit der Antike mobil waren, sei es aus Anlass der biblischen Wallfahrtsfeste, zum Zweck des Studiums an berühmten Akademien, zum Sammeln und Überbringen religiöser Abgaben, oder aber aus ökonomischen Gründen. Im Mittelalter wurden von einigen jüdischen Reisenden Berichte verfasst, die faszinierende Einblicke in kulturelle Wahrnehmungsmuster, in Interessenlagen und Vorurteile bieten. |
Literatur |
Jüdische Reisen im Mittelalter. Benjamin von Tudela / Petachja von Regensburg, aus dem Hebräischen übersetzt, mit Anmerkungen und einem Nachwort von Stefan Schreiner, Leipzig 1991. Kuyt, Annelies, Die Welt aus sefardischer und ashkenazischer Sicht: Die mittelalterlichen hebräischen Reiseberichte des Benjamin von Tudela und des Petachja von Regensburg, in: Rudolf Schulz, Xenia von Ertzdorff / Gerhard Giesemann (eds.), Erkundung und Beschreibung der Welt: Zur Poetik der Reise- und Länderberichte (Chloe. Beihefte zum Daphnis 34), Amsterdam 2003, 211-231. Schmitz, Rolf P., Benjamin von Tudela „Das Buch der Reisen“ - Realität oder Fiktion, in: Henoch 16 (1994), 295-314. Shatzmiller, Joseph, Jews, pilgrimage, and the Christian cult of saints: Benjamin of Tudela and his contemporaries, in: Alexander Callander Murray (ed.), After Rome's Fall. Narrators and Sources of Early Medieval History. Essays presented to Walter Goffart, Toronto 1998, 337-347. |