Konzepte der Öffentlichkeit in der feministischen Theorie
(Interdisziplinäres Hauptseminar, 2 SWS) (Prof.’in Dr. Gabriele Wilde / Melanie Beyer)
Öffentlichkeit wird im liberalen Verständnis als gesellschaftlicher Bereich konstituiert, der den Staat, politische Entscheidungsfindung und die Öffentliche Hand, die Rahmenbedingungen für das „Privatleben“ der BürgerInnen setzt, umfasst. Aus einer deliberativen Perspektive hingegen wird Öffentlichkeit verstärkt mit Beteiligung und Partizipation assoziiert und gilt als Garant der politischen, sozialen und kulturellen Integration. So dient nach Jürgen Habermas die freiwillige Beteiligung von BürgerInnen an politischen Prozessen, Entscheidungen und diskursiven Auseinandersetzungen - insbesondere im zivilgesellschaftlichen Kontext - als Grundlage für Demokratisierung und die Weiterentwicklung stabiler Demokratien.
Feministische Ansätze kritisieren die gewaltfreien, dialogisch- und gemeinwohlorientierten Annahmen zu Legitimität und Demokratie in den liberalen und deliberativen Auffassungen. Stattdessen wird von der Trennung privater und öffentlicher Sphären als grundlegendes Strukturmerkmal einer Gesellschaftsordnung ausgegangen, die geschlechterstereotype Rollenmuster hervorbringt, reproduziert und zur Legitimierung des Ausschlusses von Frauen aus dem Bereich der bürgerlichen Öffentlichkeit führt. In der Folge fokussieren feministische Konzepte auf die Öffentlichkeit als einen Bereich jenseits von Staat und Privatheit sowie als Ausdruck gesellschaftlicher Machtverhältnisse und einer spezifischen Verteilung sozialer und politischer (Handlungs-) Macht.
Das Seminar beschäftigt sich mit den verschiedenen Konzepten der Öffentlichkeit in der feministischen Theorie. Zielsetzung ist es zum einen, die unterschiedlichen disziplinären Zugangsmöglichkeiten darzustellen und zu verdeutlichen, in welcher Form Öffentlichkeit als Gegenstand der Analyse mit Fragen nach Ausbeutungs- Unterdrückungs- und Diskriminierungsstrukturen verbunden wird. Zum anderen werden die Bedingungen reflektiert, die für ein erweitertes Verständnis von Öffentlichkeit als Handlungsraum und als Chancenstruktur für den Einfluss und das Handeln von Frauen in den jeweiligen Ansätzen formuliert werden.
Literatur zur Vorbereitung:
Klaus, Elisabeth / Drüecke, Ricarda 2008: Öffentlichkeit und Privatheit: Frauenöffentlichkeiten und feministische Öffentlichkeiten in: Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung, S. 237-244.
Anmeldung zur Vorlesung:
BA-Studierende und Studierende der Allgemeinen Studien melden sich über HISLSF zur Vorlesung an. Studierende der Allgemeinen Studien melden sich zusätzlich bei der studentischen Hilfskraft von Frau Prof.‘in Dr. Gabriele Wilde an (shkwilde@uni-muenster.de).
Anmeldung zur Prüfungsleistung:
BA-Studierende und Studierende der Allgemeinen Studien melden sich über QISPOS zur Prüfungsleistung an.
Prüfungsleistung:
Studierende der Allgemeinen Studien: Regelmäßige Teilnahme und 2 Protokolle von 2 Sitzungen mit Bezug auf die Fragestellung der Vorlesung (3LP)
BA-Studierende: Regelmäßige Teilnahme und eine Hausarbeit (5LP)
Zeit: Donnerstag, 12-14 Uhr
Beginn: 09.04.2014
Ort: Raum 107 (Scharnhorststraße 100)
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